Wie kann man also tatsächliche psychische Gewalt bewerten, beurteilen? Nun, man muss einmal die beiden involvierten Pole betrachten: den Menschen, an dem psychische Gewalt ausgeübt wird, und denjenigen, der sie ausübt. Also gleichsam Opfer und Täter. Genauso wie bei körperlicher und sexueller Gewalt.
Es geht also immer um zwei oder mehrere Personen, die miteinander interagieren. Worum geht es bei der Ausübung psychischer Gewalt denn de facto? Es geht – um das vielleicht phänomenologisch ein bisschen zu beschreiben – um die Bedrohung von Kindern im Umgang mit ihnen. Es geht vor allem um die mutwillige Erzeugung von Angst – die Betonung liegt auf mutwillig. Es geht um Einschüchterung. Es geht um Zynismus in der Erziehung. Es geht um Ausgrenzung, um Isolation von Kindern. Es geht ums „in die Ecke stellen“ von Kindern, und das nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen Sinn. Es geht um die Tatsache, dass man Kinder verspottet und der Verspottung preisgibt.
Im Gegensatz zu körperlicher Gewalt hinterlassen psychische keine offensichtlichen Spuren. Also woran können wir denn erkennen, dass psychische Gewalt an Kindern ausgeübt wurde oder wird? An deren Rückzug zum Beispiel, an deren mehr oder weniger verdeckter oder verdrängter Aggressivität. Zu oft wird Aggression nur als impulsives Element, das quasi aus dem Nichts kommt, gesehen.
Weitere wichtige Anzeichen erlebter psychischer Gewalt können psychosomatische und kinderpsychiatrische Symptome wie Einkoten, Schlafstörungen und zwanghaftes Verhalten sein. Man kann es auch anders ausdrücken: Psychische Gewalt an Kindern äußert sich nicht selten in so genannten „introversiven“ Symptomen, also Symptomen, die sich nach innen wenden und die natürlich dann sehr oft auch autoaggressive Komponenten beinhalten. Man könnte sehr vereinfacht sagen: „Was kränkt, macht krank“; und bei psychischer Gewalt geht es vielfach um Kränkung.
Betrachten wir zum einen die Persönlichkeit und psychische Verfassung dessen, der die Gewalt ausübt. Es ist zu einfach zu sagen, Täter sind Menschen, die einfach so sind, die nicht anders können. Und wir können ihnen auch nicht helfen, und damit ist die Sache erledigt. Nein. Gerade mit diesen Menschen muss man sich befassen. Sie müssen sich eingestehen, dass sie krank sind und Hilfe benötigen. Oftmals haben Täter selbst eine schmerzvolle Kindheit genossen und viele Handlungen ihrer Eltern übernommen. Unbewusst, diese gilt es zu brechen und umzudenken. Nur die, die verstehen, dass was sie machen ist falsch, können ihr Verhalten ändern. Jedoch macht das nur ein geringer Prozentsatz aller Täter aus. Die meisten zeigen keine Einsicht
Die Opfer sind Kinder und Jugendliche-Schutzbefohlene, die keine Chance haben sich gegen psychische Gewalt zur Wehr zu setzen.
Sie sind dem Täter-"Eltern" ausgeliefert. Ein Kind versteht in diesem Moment noch nicht, dass das Verhalten der Eltern falsch ist. Es fängt an sich die Schuld für das Verhalten der Eltern zu geben. Nun versucht das Kind alles richtig zu machen, um ansatzweise Anerkennung, Liebe und Geborgenheit zu erlangen. Doch leider endet es in einem nicht endenden Kreislauf. Das Kind kann es dem Täter nie Recht machen. Es bleibt das Opfer!