Emotionale Erpressung, was ist das?

 Manipulative Strategien, die bei Nichterfüllung von Forderungen Schuldgefühle erzeugen, fallen unter emotionale Erpressung.

 

Wer sich des Öfteren überfordert, niedergeschlagen und nicht frei in seinem Handeln fühlt, steckt wahrscheinlich im Teufelskreis heimtückischer Beeinflussung. Alle, die sich emotionaler Erpressung bedienen, lösen bei ihren Mitmenschen einen enormen Verantwortungsdruck aus, der einer Fremdsteuerung nahe kommt.

 

Emotionale Erpressung geht mit Verhaltensweisen einher, die alle nur ein Ziel verfolgen: Schuldgefühle erzeugen, um andere gefügig zu machen.

 

Erpressung ist generell eine Nötigungshandlung mit strafrechtlicher Verfolgung. Je nach Schwere der Tat, sieht das Gericht Geldstrafe oder Freiheitsentzug vor. Emotionale Erpressung wird in vielen Familien nahezu täglich praktiziert. Die Opfer leiden, fühlen sich minderwertig, werden krank und die Täter müssen sich nicht verantworten. Die Wirkungsmechanismen sind bei allen Erpressungen die gleichen: Die in den Raum gestellte Drohung führt zum Nachteil der genötigten Person.

 

Was ist emotionale Erpressung?

 

Bei emotionaler Erpressung wird wie bei jeder anderen Erpressung Druck ausgeübt. Der angedrohte Nachteil ist in diesem Fall das schlechte Gewissen, das sich lautstark zu Worte melden soll. Manipulation auf der Gefühlsebene funktioniert deshalb bei den Menschen am besten, die sowieso mit Schuldgefühlen belastet sind. Diese Veranlagung resultiert in der Regel aus der Kindheit. Ein geringes Selbstwertgefühl leistet emotionaler Erpressung Vorschub. Kinder, die kein Lob erhielten und stattdessen dauernd gegängelt und beschimpft wurden, sind später leichte Opfer. Bei ihnen lässt sich sehr einfach ein schlechtes Gewissen erzeugen, denn sie waren es nicht anders gewohnt. Auf der Suche nach Liebe wurde viel geleistet, ohne jemals eine Würdigung zu erhalten. Es trifft deshalb insbesondere verantwortungsbewusste Personen, die immer zuerst an andere denken und sich selbst zurücknehmen.

 

Wo tritt emotionale Erpressung mehrheitlich auf?

 

Emotionale Nötigung lauert überall. Am häufigsten bedient sich jedoch die eigene Familie der Erfolg versprechenden Verfahrensweise. Die am meisten anzutreffenden Konstellationen sind höchstwahrscheinlich Mutter und Tochter bzw. Mutter und Sohn sowie Emotionale Erpressung in der Partnerschaft. Bei Paarbeziehungen hält sich der Anteil der Geschlechter in etwa die Waage. Bezüglich der Eltern sind es vermutlich mehr die Mütter, die mit Gefühlen manipulieren.

 

Emotionaler Erpressung auf der Spur!

 

Nachfolgende Strategien sind typisch für Verhaltensweisen, die gefühlsmäßigen Druck ausüben, indem sie Schuldgefühle erzeugen:

 

Mit Bedingungen verknüpfte Liebe

Ob in der Partnerschaft oder in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern, wird für Liebe eine Gegenleistung eingefordert, sollten sämtliche Alarmglocken laut läuten. Wahre Liebe ist niemals mit Bedingungen verknüpft.

 

„Wenn Du mich wirklich lieben würdest, dann………….“

 

Ähnlich wie bei der Forderung nach einer Belohnung für Liebe, wird bei der Unterstellung, dass es an Liebe mangelt, das schlechte Gewissen ins Spiel gebracht. Der Gegenüber soll seine Liebe ständig beweisen, aber bitteschön nach den Spielregeln des emotionalen Erpressers oder der emotionalen Erpresserin.

„Deine Aufgabe ist es, mich glücklich zu machen!“

 

Kein Mensch kann jemand anderen glücklich machen, denn jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich. Menschen, die emotionale Erpressung betreiben, sehen das allerdings anders. Sie fordern ihr persönliches Glück von anderen Personen ein.

Ständiges appellieren an überzogene Moralvorstellungen

Wem Sprüche wie „Es ist Deine Pflicht als Tochter, Ehemann, etc.“ bekannt vorkommen, befindet sich garantiert in einer Umgebung, in der emotionale Erpressung zum Alltag gehört.

 

Eventuell dienen auch die 10 Gebote als unterstützender Faktor. Überhaupt lässt sich vieles, was mit der Kirche zu tun hat, bei emotionaler Erpressung anwenden. Notfalls wird auch Gott als Vergeltung übende Instanz der begangenen „Sünden“ herangezogen.

 

Mit Hilfe der Opferrolle Schuldgefühle erzeugen

„Schau, wie schlecht es mir geht!“ – „Noch niemals hatte ich etwas Gutes!“ – „Was muss ich denn noch alles ertragen!“ – oder ähnliche Sprüche heißen im Klartext nichts anderes als: „Kümmere Dich gefälligst mehr um mich, damit es mir besser geht!“ Dass Aussagen dieser Art von einem leidvollen Gesichtsausdruck begleitet werden, versteht sich von selbst. Bei bereits gut „Antrainierten“ funktioniert die Opferrolle auch nonverbal. Ein gequälter Blick, eventuell unterstützt mit Stöhnen oder Tränen, erreicht oftmals mehr als Worte.

 

Ständiges Erinnern an Gefälligkeiten

Mit den Worten: „Was habe ich schon alles für Dich getan!“ weist der/die Emotionale Erpresser/-in auf bereits erwiesene Unterstützung hin, egal ob es sich um Geld, Hilfeleistungen oder sonstige Geschenke handelte. Selbst die ganz normalen Mutter- oder Vaterpflichten werden herangezogen. „Ich habe Dir etwas gegeben und erwarte als Gegenleistung, dass Du Dich so verhältst, wie ich es mir wünsche.“ lautet die eigentliche Interpretation der Hinweise auf Gefälligkeiten.

 

Menschen zitieren, die sich besser verhalten

Der Vergleich mit anderen fällt für den Betroffenen immer negativ aus, damit ein schlechtes Gewissen entsteht. Beispiele: „Die Nachbarin von gegenüber wird täglich von ihrer Tochter besucht. Du kommst nur einmal die Woche.“ – „Hans weiß, was sich gehört, im Gegensatz zu Dir.“ – „Andrea bekommt ständig von ihrem Mann Blumen geschenkt und ich von dir nur an meinem Geburtstag.“

 

Durch Schweigen Schuldgefühle erzeugen

Wird Schweigen als Strafe über Stunden, Tage oder sogar Wochen praktiziert, handelt es sich zweifelsohne um eine Strategie, die ein schlechtes Gewissen auslösen soll. Betrifft es die Mutter, die mit Schweigen ihren Willen erzwingen möchte, hatte sie diese Verhaltensweise höchstwahrscheinlich bereits in der Vergangenheit eingesetzt und das nun erwachsen gewordene Kind reagiert noch immer auf die gleiche Weise: mit Schuldgefühlen. Das Schweigen wird für gewöhnlich von einem tief beleidigten Gesichtsausdruck begleitet. Manchmal liegt nur eine Vermutung vor oder es fehlt jegliche Kenntnis über „das Verbrechen“. Eine klärende Aussprache, die Licht ins Dunkle bringen könnte, wird es aber niemals geben.

 

Emotionale Erpressung: Mit Selbstmord drohen

Suizid androhen, wenn Wünsche nicht erfüllt werden, gilt bei emotionalen Erpressern als das stärkste Druckmittel von allen. Sollte diese Drohung tatsächlich ausgeführt werden, wer möchte mit diesem Schuldgefühl weiterleben? Betroffene sollten sich aber vor Augen führen, dass der angedrohte Selbstmord mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich nicht ausgeführt wird.

 

Lügen und Verdrehen der Wahrheit

Mit der Ehrlichkeit nimmt es der/die emotionaler Erpresser/-in in der Regel nicht allzu genau. Vor allem wenn es das eigene Verhalten betrifft, kommt es häufig zu der Aussage: „Das habe ich nie gesagt bzw. nie getan!“

 

Mangel an offener und ehrlicher Kommunikation

Je mehr Ungewissheit verbleibt, desto interessanter macht sich jemand. Offene und ehrliche Gespräche sind deshalb unerwünscht. Geheimniskrämerei führt dagegen zu Verunsicherung, eine Komponente, die sich für manipulative Zwecke sehr gut nutzen lässt. Klare Absprachen sind ebenso wenig möglich, denn sie werden einfach ignoriert.

 

„Es gut meinen“

„Ich habe es doch nur gut gemeint“, heißt eigentlich „Ich traue Dir nichts zu und habe deshalb schon alles für Dich geregelt, nach meinen Vorstellungen natürlich.

 

Übrigens: Was ist das Gegenteil von „gut“? – Richtige Antwort: „Es gut meinen“

 

Quelle: www.emotionaleerpressung.de/

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